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Betreuungszeiten in Kitas

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    Betreuungszeiten in Kitas

    Hallo Leute,

    der MAZ las ich, dass sich ein Träger selber angezeigt hat, weil er den gesetzlich vorgeschriebenen Personalschlüssel nicht einhalten kann. http://www.maz-online.de/Brandenburg...sich-selbst-an "„Das Land Brandenburg unterläuft sein eigenes Gesetz. Wir fordern von der Politik Ehrlichkeit und keine Schummeleien beim Personalschlüssel zu Lasten der Kinder sowie der Erzieherinnen und Erzieher“. Kann mir hier mal jemand erklären, was da eigentlich los ist

    Es wird davon gesprochen, dass nur 7,5 Stunden Betreuungszeit finanziert sind. Muss ich mir Sorgen machen? Wir haben eine Betreuungszeit von 9 Stunden und brauchen die auch bis meine Tochter in die Schule kommt.

    #2
    Guten Morgen Vaddern!

    Das Thema scheint ein Dauerbrenner zu sein, und leider beruht die öffentliche Diskussion dazu auf einem Missverständnis, das von der Bertelsmann-Stiftung in dem Kita-Zoom-Prozess (http://www.bertelsmann-stiftung.de/d...sam-einsetzen/) aufgebracht und nachhaltig verbreitet wurde.

    Für den schnellen Leser lautet die Antwort wie folgt: Die zitierte Aussage ist Quatsch! Richtig ist, dass die vielerorts immer länger werdenden Betreuungszeiten in den Kitas ein Problem sind! Der Rechtsanspruch Ihrer Tochter und der Betreuungsvertrag mit dem Träger sind davon nicht betroffen.

    Damit könnte für Sie die Angelegenheit beendet sein. Der Träger, der sich da selber angezeigt hat; Stadtverwaltungen und Parteien, die dieses Missverständnis zum Anlass für Klagen, Pressemitteilungen u.ä. nehmen, sollten sich etwas bessser informieren, damit sie nicht nur wissen was sie kritisieren, sondern damit sie auch wissen was sie fordern sollten.

    Eine ausführliche Darstellung des Sachverhalts findet man in der Aufzeichnung des Online-Seminars zur Finanzierung der Kindertagesbetreuung ab Minute 35 bis Minute 43: https://file1.edudip.com/kita-brande...nanzierung.pdf

    Wer die acht Minuten nicht aufbringen mag und trotzdem mehr wissen will; hier in aller Kürze:

    - Die Finanzierung der Kitas kennt nur zwei Betreuungszeitenstufen = bis sechs Stunden - mehr als sechs Stunden (im Hort bis vier - mehr als vier). Für jeden belegten Platz wird das Personal diesen beiden Stufen entsprechend finanziert. Das steht seit dem Jahr 2000 im § 10 KitaG; ist also nicht neu.

    - Allerdings hat sich in den 18 Jahren seitdem die Situation insofern verändert, dass die Betreuungszeiten durchschnittlich länger geworden sind (in einigen Gebieten deutlich länger, wie z.B. in der Stadt Potsdam in anderen weniger).

    Die ErzieherInnen und die Träger klagen (m.E. zu recht), dass mit dem Personalschlüssel, der für Betreuungszeiten ab sechs Stunden finanziert wird (z.B. eine Kraft für fünf Krippenkinder), sehr lange Betreuungszeiten kaum abzudecken sind.

    Das ist eine Frage der pädagogischen Qualität, die aber nichts damit zu tun hat, dass das Land Brandenburg sein eigenes Gesetz unterläuft. Deshalb ist diese Aussage Quatsch. (Es gibt im Gesetz keine Regelung wieviel ErzieherInnen für wieviele Kinder im Alltag tatsächlich anwesend sein müssen, sondern nur wieviel Kräfte beschäftigt sein müssen. Das sollte ein großer Träger eigentlich wissen und auch verstehen )

    - Nun ist die Situation seit 2000 nicht nur schlechter geworden (wegen der durchschnittlich längeren Betreuungszeiten), sondern es hat sich auch der Personalschlüssel deutlich verbessert (von einer Kraft für sieben Krippenkinder > auf eine Kraft für fünf Krippenkinder). Weshalb manche darauf bezogenen Pressemitteilungen ("negativer Höhepunkt einer verfehlten Kita-Politik im Land") wohl etwas schräg sind.

    Es ist aus meiner persönlichen Sicht eine wichtige und notwendige Diskussion, WO weitere Verbesserungen im Kita-Bereich ansetzen sollten: Bei der Elternbeitragsfreiheit, bei der pauschalen Verbesserung der Personalschlüssel, bei der Leitungsausstattung, bei den kleinen Kitas, bei Kitas mit langen Öffnungszeiten .....

    Bei solchen Diskussion helfen den Eltern, Trägern, der Politik, Presse und Öffentlichkeit eine gewisse Sachkenntnis! Auch die ist deutlich verbesserungsfähig
    Es grüßt freundlich
    Detlef Diskowski

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      #3
      Hallo Herr Diskoski,

      eine so ausführliche Antwort habe ich eigentlich nicht erwartet .....

      aber wenn ich das jetzt lese, wird mir manches klarer. Also vielen Dank dafür. Es ist nur verwunderlich, dass die Äußerungen von Politikern und Trägern und auch die Berichterstattung in der Presse das völlig anders darstellt.

      Haben die keine Ahnung oder wollen sie keine Ahnung haben? Höchst merkwürdig

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        #4
        Es gibt im Gesetz keine Regelung wieviel ErzieherInnen für wieviele Kinder im Alltag tatsächlich anwesend sein müssen, sondern nur wieviel Kräfte beschäftigt sein müssen. Das sollte ein großer Träger eigentlich wissen und auch verstehen
        Das war auch mein erster Gedanke, als ich davon gehört hatte.

        Es ist aus meiner persönlichen Sicht eine wichtige und notwendige Diskussion, WO weitere Verbesserungen im Kita-Bereich ansetzen sollten: Bei der Elternbeitragsfreiheit, bei der pauschalen Verbesserung der Personalschlüssel, bei der Leitungsausstattung, bei den kleinen Kitas, bei Kitas mit langen Öffnungszeiten .....

        Bei solchen Diskussion helfen den Eltern, Trägern, der Politik, Presse und Öffentlichkeit eine gewisse Sachkenntnis! Auch die ist deutlich verbesserungsfähig
        Genau! Der Mangel an ausgebildeten Erzieherern (der noch längst nicht seinen Höhepunkt erreicht hat) lässt sich nicht mit Beitragsfreiheit oder günstigeren Personalschlüssel bekämpfen, im Gegenteil!

        Es ist nur verwunderlich, dass die Äußerungen von Politikern ...

        Haben die keine Ahnung oder wollen sie keine Ahnung haben? Höchst merkwürdig
        Naja, sie haben ihre Berater. Aber im Wahlkampf vergessen sie schon mal, ihre Berater zu fragen. Wenn sie den Eltern Beitragsfreiheit versprechen, denken sie bestimmt nicht an die häusliche Ersparnis.

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