kostenloser Online-Vortrag: "Sprachförderung in der Kita – Programme, Aufgaben und Praxishilfen" am 29.6. um 15:00

[Detlef Diskowski]

„Sind „kompensatorische Sprachförderung“ und „alltagsintegrierte Sprachbildung“ eigentlich Gegensätze? Was leistet die „Sprachberatung“, welche Aufgaben haben die Spracherzieher*innen“ und was sind eigentlich „Sprach-Kitas"? Das Thema „Sprache“ hat die Kindertagesbetreuung in den vergangenen Jahren stark geprägt. Viel ist in den vergangenen Jahren unternommen worden, viel ist tatsächlich auch erreicht worden, aber das Thema ist noch längst nicht erledigt.
David Vogt, Mitarbeiter beim Berliner Institut für Frühpädagogik - BIfF, gibt in diesem Webinar einen Überblick und er bietet Einblicke in Programme, Aufgaben und Praxishilfen. Anhand von Praxisbeispielen wird David Vogt die verschiedenen Verfahren zur Feststellung und Förderung erläutern und er wird verdeutlichen, wer welche Aufgaben hat. An der Bildung und der Sprachförderung sind alle beteiligt; nicht alles landet automatisch auf den Schultern der „Spracherzieher*innen“.

Wie immer erfolgt die Anmeldung über https://www.netquali-bb.de/ (geht in den nächsten Tagen online)

[Detlef Diskowski]

Der heutige Online Vortrag von David Vogt fand die erhoffte und verdiente Resonanz. Die Aufzeichnung, die verwendete Präsentation und verschiedene Materialien werden hier in den nächsten Tagen zur Verfügung gestellt: https://www.netquali-bb.de/mediathek/#onlinevortrag
Wie immer bei diesen Online-Formaten ist es zumeist nicht möglich, auftretende Fragen differenziert zu stellen oder zu beantworten. Daher soll hier im Forum dazu die Gelegenheit gegeben werden. Ich hoffe auf viele Beiträge und David Vogt hat versprochen, sich hier einzuklinken.

[Detlef Diskowski]

Eine Frage wurde während des Webinars im Chat gestellt, nämlich: "Was ist, wenn Eltern ihre Kinder nicht zur Sprachförderung in die Kita schicken?" Die Antwort ist einfach (und zugleich auch wieder schwierig). Sie konnte in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht beantwortet werden.

§ 3 Absatz 1 der SprachfestFörderverordnung -SfFV ist eindeutig:
"Kinder, die für das folgende Schuljahr in der Schule anzumelden sind und deren Wohnung oder gewöhnlicher Aufenthaltsort sich bis zum 31. Oktober im Jahr vor der Einschulung im Land Brandenburg befindet, sind verpflichtet, an dem Verfahren zur Sprachstandsfeststellung teilzunehmen. Die Sprachstandsfeststellung findet im Jahr vor der Einschulung statt. Bei festgestelltem Sprachförderbedarf besteht die Pflicht, an einer geeigneten Sprachförderung in einer Kindertagesstätte teilzunehmen."

Diese Verpflichtung besteht bei Kita-Kindern und bei "Hauskindern" -die nur für die Teilnahme an der Förderung in die Kita kommen- gleichermaßen! Wenn also Kinder nicht zur Förderung in die Kita gebracht werden, verstoßen die Eltern gegen eine rechtliche Verpflichtung - ebenso wie bei Verletzung der Schulpflicht. (Deshalb ist diese Verpflichtung zur kompensatorischen Sprachförderung im Schulgesetz geregelt, weil sie dadurch verpflichtend gemacht werden konnte - im Gegensatz zu Kita-Betreuung.)

Die Eltern sind also mit allem Nachdruck hierauf hinzuweisen. Verletzen Sie diese Pflicht weiterhin, wäre es grundsätzlich möglich Bußgelder zu verhängen, das Kind mit der Polizei zuführen zu lassen ... alles Maßnahmen auf die man vielleicht besser verzichten sollte.
Mich würden Aussagen von PraktikerInnen interessieren, die solche Fälle schon erlebt haben und zu lesen, wie damit umgegangen wurde.

[Detlef Diskowski]

Ein anderer Punkt wurde mir durch eine mündliche Nachfrage nach dem Webinar offenbar. David Vogt hatte es erklärt, aber hier noch einmal sehr deutlich:
Kompensatorische Sprachförderung und alltagsintegrierte Sprachförderung sind KEINE GEGENSÄTZE!

1. auch die BezugserzieherIn arbeitet bei einigen Kindern kompensatorisch/ausgleichend, weil ihr spezielle Entwicklungsbedarfe auffallen bei Kindern, die sprachlich zu Hause nicht sehr gut gefördert werden. (s. den mittleren Balken in der Folie "Aufgaben..").

2. die speziell qualifizierte und vom MBJS geförderte Sprachförderkraft arbeitet -soweit möglich- ALLTAGSINTEGRIERT. Die zeitweise Bildung von "Fördergruppen hat sich als nicht sehr vorteilhaft erwiesen. In dem von David Vogt angesprochenen Konzeptpapier vom MBJS steht auf S. 8: "Es gibt Hinweise darauf, dass die Bildung von speziellen Fördergruppen von den Kindern nicht nur als Unterstützung empfunden wird, sondern auch mit Versagensvorstellungen verbunden sein kann. Durch eine stärkere Integration der Unterstützung für die förderbedürftigen Kinder in den Gruppenalltag kann dem entgegengewirkt werden. Mit den Autoren des Förderprogramms wird gegenwärtig eine Modifizierung des Programms „Handlung und Sprache“ abgestimmt, die eine harmonische Integration der Sprachbil-dungsarbeit in die allgemeine Gruppenarbeit befördern soll und neben der speziellen Förderung in Klein-gruppen auf die sprachpädagogische Arbeit mit allen Kindern fokussiert. Auf diesem Weg können die kom-pensatorischen Sprachfördermaßnahmen direkter in eine stärkere alltagsintegrierte Sprachanregung eingebettet werden." https://mbjs.brandenburg.de/media/lb...t_Beratung.pdf

Es handelt sich also um zwei Bestimmungen, die Unterschiedliches, aber nicht Gegensätzliches meinen:
"Kompensatorisch" meint den Ausgleich von Entwicklungsrückständen
"Alltagsintegriert" beschreibt die Förderung im Alltag, beiläufig und entlang der Alltagssituationen - im Gegensatz zur Isolierung der Kinder in speziellen Fördergruppen und die Fokussierung auf spezielle Fördertrainings.